Der erste Versuch, einen Gesangverein in Gauselfingen zu gründen, reicht in das Jahr 1881 zurück. In diesem Jahr versuchten Bonifaz Klaiber und Lehrer Schmid einen Gesangverein ins Leben zu rufen. Dieser erste Versuch brachte 17 aktive Mitglieder, doch bereits im Folgenden Jahr schlief die Sangestätigkeit wieder ein, da Lehrer Schmid versetzt wurde.
Im Jahr 1898 wurde dann der zweite Versuch gestartet, einen Chor zu gründen. Wiederum war es Bonifaz Klaiber, der die sangeslustigen Männer um sich scharte. Die ersten Proben wurden in der Stube des Bonifaz, mit der Geige als Begleitung, abgehalten. Der Gesangverein „Harmonie“ Gauselfingen war gegründet. Im Jahre 1901 wurde die erste Satzung mit 38 §§ aufgestellt. 1903 wurde dem Verein erlaubt, seine Proben im Schulhaus abzuhalten. Am 1. März des gleichen Jahres war der erste große Auftritt des Vereins, wo anlässlich des Papstjubiläums von Papst Leo XIII eine weltliche Feier abgehalten wurde. 1905 folgte dann das große Jahr für den Gesangverein „Harmonie“, denn das Fest der Fahnenweihe stand bevor. Die Zeitung „Der Zoller“ schrieb folgenden Artikel :
Fahnen und Girlanden, Kränze und Blumen in fast allen Farben zierten die Gassen und Häuser. Donnernd brachen sich die Böllerschüsse an den engen Talwänden. Zu Pferd, zu Fuß und mit dem Stahlross (Fahrrad) kamen sie an, die fröhlichen Sänger, die munteren Turner, die ernsten Krieger und die schmucken Militärmänner. Es war ein stattlicher Festzug, 25 Vereine mit 18 Fahnen und drei Musikkapellen beteiligten sich, voraus die Festjungfrauen mit der neunen Fahne. Die Festrede hielt der langjährige Dirigent und Vorstand Klaiber. Ein Massenschor von 80 Sängern, aus den Vereinen Gammertingen, Schlatt und Gauselfingen sang das Lied „Erhebt in jubelnden Akkorden.“
Im Jahre 1950 erhielt der Gesangverein im umgebauten „Herrschaftshaus“ der Gemeinde ein Probelokal. Nach dem Bau des neuen Rathauses 1959, durften die musizierenden Vereine den Bürgersaal als Proberaum nutzen, wo auch heute noch der Gesangverein „Harmonie“ Gauselfingen seine wöchentlichen Proben abhält.
Am 7. und 8. Juni 1952, 47 Jahre nach der ersten Fahnenweihe, stand Gauselfingen wieder ein großes Fest bevor. Die Doppelfahnenweihe, des Gesangvereins „Harmonie“ zusammen mit dem Turn- und Sportverein, wurde gefeiert. Die alte Fahne des Gesangvereins war während der Besatzungszeit des zweiten Weltkrieges vernichtet worden.
Ab diesem Jahr hatte der Gesangverein, trotz neuer Fahne, einige Schwierigkeiten zu überwinden. Das aktive Vereinsleben musste mangels aktiver Sänger einige Male ruhe, auch der Versuch, einen gemischten Chor zu gründen, schlug schon nach kurzer Zeit fehl. Erst 1966 wurde die Probentätigkeit wieder aufgenommen. 1969 wurde mit Neufra eine Chorgemeinschaft eingegangen, die bis 1973 dauerte. Im Jahr 1974, nach Wegzug von Franz Biesinger, übernahm Kurt Stauß den Dirigentenstab. Nach anfänglicher Begeisterung musste im Frühjahr 1976 die Probentätigkeit wieder eingestellt werden. Im September 1977 begann mit einem neuen Männerchor erneut die aktive Sangestätigkeit. Im Herbst 1988 wurde Werbung für einen Gemischten Chor betrieben und spontan meldeten sich 14 Frauen und Mädchen, sodass in Gauselfingen nun ein Männer- und ein gemischter Chor als weitere Kulturträger vorhanden war. In den weiteren Jahren, besonders nach der Jahrtausendwende bis heute, wandelte sich die „Harmonie“ Gauselfingen zu einem versierten gemischten Chor, der zur Bereicherung der Kultur in Gauselfingen sehr aktiv beiträgt. Im Jahre 2010 wurde der Kinder- und Jugendchor des Gesangsvereins „Harmonie“ Gauselfingen gegründet. Spontan meldeten sich 25 Kinder und Jugendliche für den neuen Chor an. Heute singen in allen Chören des Gesangvereins „Harmonie“ Gauselfingen mehr als 45 aktive Sängerinnen und Sänger, Mädchen und Jungen.
Dirigenten des Vereins:
Lehrer Schmid, Bonifaz Klaiber, Winfried Klaiber, Fabian Zintgraf, Adolf Klaiber, Lehrer Arnold, Josef Zintgraf des Bernhard, Lena van Eys, Josef Zintgraf des Ludwig, Franz Biesinger, Kurt Stauß, Lothar Lieb, Ingeborg Girdler, Veit Erdmann-Abele, Martin Vogel, Ingeborg Girdler, Michael Eisele bis heute.
Quelle:
Eisele, Alois: Heimatbuch Gauselfingen. Hechingen 1990.